Die Wohnsituation in Lüneburg-Kaltenmoor ist eine Zumutung!

Am 29. April gab es eine Kundgebung der Mieter:innen-Initiative in Kaltenmoor. Auch die Seebrücke Lüneburg war eingeladen, dort einen Redebeitrag zur Wohnsituation geflüchteter Menschen in Lüneburg zu halten.

Die Wohnsituation vieler Menschen in Kaltenmoor ist absolut schlecht und nicht länger hinnehmbar. Ich habe mir einige Wohnungen angesehen. Menschen überhaupt dort wohnen zu lassen ist eine Zumutung. Die Wohnungen sind teilweise in unbewohnbarem Zustand, es gibt Schimmel, marode Baustrukturen, bei Regen läuft Wasser aus den Wänden in die Wohnungen. Die Nebenkostenabrechnungen sind überteuert und auch die Mieten sind für das, was den Menschen hier geboten wird, horrende hoch.

Generell ist der Zugang zum Wohnungsmarkt für Menschen mit geringem Einkommen schwierig. Menschen, die zudem aus einem anderen Land geflüchtet sind, haben es noch schwerer, denn oft werden sie auf dem privaten Wohnungsmarkt diskriminiert. Haben die Wohnungssuchenden einen Nachnamen, der nicht ausreichend "deutsch" klingt, werden sie erst gar nicht zur Wohnungsbesichtigung eingeladen. "Wie viele Kinder habe Sie?", wird von Vermieter*innen oder Makler*innen gefragt. Einen Lohnzettel der letzten sechs Monate kann man schlecht vorweisen, wenn man nach der Flucht zuerst monatelang an Deutsch- und Integrationskursen teilnehmen muss bzw. keine Arbeitserlaubnis bekommt. Selbst anerkannte Geflüchtete mit einer festen Arbeitsstelle finden oft keine Wohnung, denn günstiger Wohnraum ist knapp. Und wie die teure Kaution aufbringen?!

An den privaten Wohnungsmarkt kommen Geflüchtete oft nur über Kontakte und auch bei Wohngenossenschaften sind die Wartelisten für bezahlbaren Wohnraum nicht nur lang sondern manchmal jahrelang. In Lüneburg gibt es nicht ausreichend Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen.

Für Unternehmen wie Vonovia, ist es ein Leichtes, diese Situation auszunutzen. Substandard ist bei Mietwohnungen für Geflüchtete Standard, statt Duschen gibt es Tröpfelbad, die Fenster und Türen lassen sich nicht richtig schließen, das Wasser ist kalt, im Winter fällt die Heizung aus, der Fahrstuhl eines Hochhauses fällt monatelang aus, die Türen lassen sich nicht richtig schließen, die Regenrinnen funktionieren nicht mehr, auf den Balkonen vor den Haustüren sammeln sich riesige Pfützen und die Gemeinschaftsflächen und Flure werden nicht ausreichend gereinigt, vielerorts findet sich Müll, der wiederum Ratten und anderes Ungeziefer anlockt.

Beschwerden werden einfach ignoriert. Die Beschwerdemail die gesendet wurde, kam einfach nicht an. Einige Menschen haben auch Angst, sich zu beschweren, denn sie möchten ihre Wohnungen nicht verlieren oder sie befürchten, abgeschoben zu werden. Es gilt auch, sprachliche Barrieren zu überwinden und viele Menschen, die hier leben kennen ihre Rechte als Mieter*innen und die Pflichten der Vermieter nicht.

Mittlerweile hat sich zudem eine Art informeller Wohnungsmarkt gebildet, teilweise mieten die Menschen einzelne heruntergekommene, verranzte Zimmer, auch in der Lüneburger Innenstadt, Tür an Tür mit anderen Menschen in ähnlicher Situation, ohne Küche oder ausreichend hygienische Sanitäranlagen und all das zu überteuerten "Miet-Preisen". Menschen lassen sich auf solche Wohnsituationen ein, denn sie möchten endlich ein eigenes Zimmer, einen Rückzugsort, ein Zuhause und nicht in einem Gemeinschaftsraum in einer Sammelunterkunft leben oder obdachlos auf der Straße landen. Und selbst in Sammelunterkünften dürfen Menschen nur so lange bleiben, bis sie als Geflüchtete anerkannt sind oder zum Teil auch höchstens für 18 Monate.

Doch wo eine Wohnung finden, wenn es auf dem Wohnungsmarkt keine bezahlbare Wohnung gibt? In das Umland zu ziehen, das mit dem öffentlichen Nahverkehr oft schwer zu erreichen ist, ist für viele, die in der Stadt eine Ausbildung oder Arbeit finden, Integrations- und Sprachkurse belegen, ihre Kinder in die Schule und Kitas geben, eine sehr umständliche und schwer realisierbare Option.

Viele der Herausforderungen können geflüchtete Menschen kaum allein bewältigen. Ohne die Unterstützung Ehrenamtlicher oder der Mitarbeiter:innen in Sozialverbänden haben geflüchtete Menschen auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance.

Die Stadt und der Landkreis müssen endlich Verantwortung übernehmen. Es reicht nicht, geflüchtete Menschen in Lüneburg willkommen zu heißen und dafür Sammelunterkünfte im Roten Feld, in der Theodor-Heuß-Kaserne oder auch in Sumte herzurichten und die Geflüchteten dann der Profitlogik der Immobilienkonzerne zu überlassen. Die Stadt und auch der Landkreis müssen dringend Raum für mehr sozialen Wohnungsbau schaffen und diesen auch mitfinanzieren. Auch geflüchteten Menschen muss es ermöglicht werden, hier menschenwürdig zu wohnen. Lüneburg zum Sicheren Hafen für ALLE!