In Niedersachsen ist FLINTA ein Fremdwort

Auf Einladung der Landtagspräsidentin Hanna Naber verbrachte ich als Sprecherin des Landesrates Linke Frauen den Abend des 8. März mit "Multiplikatorinnen, Visionärinnen und Gestalterinnen aus allen gesellschaftlichen Bereichen" in der Portikushalle des Landtages. Der Abend lief unter dem Motto "Ich sehe was, was du nicht siehst ...". Auch Innenministerin Behrens war anwesend sowie weitere Frauen, die politische Ämter im Landtag bekleiden (Die Linke hatte bei der letzten Landtagswahl kein Mandat erhalten). Auch Vertreter*innen der Landfrauen, des Landesfrauenrates und weiterer Organisationen waren gekommen.

Die Veranstaltung fühlte sich inhaltlich nicht sehr visionär an. Haupt-Act des Abends war Alexandra Borchardt, Journalistin und Medienforscherin. Sie wandte auffälligerweise an diesem feministischen Kampftag konsequent das generische Maskulinum an, selbst dann, wenn sie explizit von Frauen sprach. Gendern lag ihr fern. Welchen Punkt sie damit setzen wollte? Es klang sehr nach altmodischem Feminismus weißer, previligierter Frauen.

Im Anschluss an Alexandra Borchardts Vortrag „Vielfalt entscheidet: Wie Medien sich verändern müssen – und was die Politik daraus lernen kann“ startete ein Gedankenaustausch im Fishbowl-Format. Die vorgetragenen Gedanken spiegelten grundlegende Forderungen wider, von denen ich gedacht hätte, sie wären bereits Alltagsverständnis und wir könnten nun einen Schritt weiter gehen, um beispielsweise über intersektionalen Feminismus und Selbstbestimmung zu sprechen. Neben ein paar guten Ideen und wichtigen Beiträgen zu Gewalt an Frauen, hörte ich Sätze wie: "Mein Mann soll auch mal kochen," oder "Mein Mann könnt auch mal den Abwasch machen", usw. Es bleibt also noch viel zu tun in unserem Ansinnen, die Zukunft feministisch zu gestalten, intersektional zu denken und neben Frau und Mann weitere Geschlechteridentitäten in unserer Sprache und in unserem Handeln abzubilden. In Niedersachsen ist FLINTA ein Fremdwort. 

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Themenreihe der Landtagspräsidentin „Fragen an die Demokratie“ statt. Eine solche Veranstaltungsreihe halte ich für sinnvoll, denn unsere Demokratie ist akut gefährdet.